Langzeitbelichtungen in der Landschafts-und Architekturfotografie

Was erwartet dich in diesem Artikel?

1. Einleitung / Was ist eine Langzeitbelichtung?

2. Wie kann ich Langzeitbelichtungen einsetzen?

3. Was brauche ich dafür?

4. Nützliche Helfer



1. Einleitung / Was ist eine Langzeitbelichtung?

Langzeitbelichtungen sind ein beliebtes Mittel in der Fotografie. Aber was passiert dabei eigentlich genau?

Jede Kamera hat einen Verschluss. Dieser wird – wenn man ein Bild macht – für einen kurzen Moment geöffnet. Für diese Zeit trifft Licht auf den Sensor der Kamera – z.B. eine hundert sechzigstel Sekunde (1/160s). Je kürzer dieser Verschluss geöffnet ist, desto besser lassen sich Bewegungen einfrieren.

Für eine Langzeitbelichtung nutzen wir extrem lange Belichtungszeiten. Die meisten Kameras können bis zu 30 Sekunden als Verschlusszeit einstellen. Danach gibt es den sogenannten “BULB” Modus. Hier bleibt der Verschluss so lange geöffnet, wie der/die Fotograf*in will. Somit sind Belichtungszeiten von mehreren Minuten bis zu Stunden ohne weiteres dankbar. 



2. Wie kann ich Langzeitbelichtungen einsetzen?

Langzeitbelichtungen lassen sich in vielen Bereichen der Fotografie kreativ einsetzen. Dieser Artikel konzentriert sich auf die Landschafts- und Architekturfotografie und gibt dir einige Beispiele. 

2.1 Wasser glätten

Mit langen Belichtungszeiten lässt sich die Oberfläche von Gewässern malerisch glatt ziehen. Je mehr Bewegung im Wasser ist, desto stärker wird der Effekt sichtbar.

Glattgezogene Wasseroberfläche

Tipp: Um die Wasseroberfläche etwas dunkler zu machen, habe ich mit einem Pol-Filter zusätzlich die Spiegelung auf dem Wasser reduziert. Dies verstärkt außerdem die Farben der Bäume.

2.2 Bewegung von Wolken festhalten

Gerade wenn im Himmel hohe Kontraste vorhanden sind. Etwa ein blauer Himmel mit einzelnen Schäfchenwolken, ziehen diese bei langen Belichtungszeiten Schlieren am Himmel. So kannst du die Bewegung der Wolken sichtbar machen.

Toller Himmel durch bewegte Wolken.

Hier hatte ich das große Glück, dass die Wolken genau Richtung Kamera zogen und diesen tollen Effekt erzeugten.

Tipp: Wenn die Bäume durch eine lange Belichtungszeit verschwommen aussehen, dann mach vor Ort ein zweites Bild mit kurzer Verschlusszeit. Du kannst die beiden Bilder in der Nachbearbeitung kombinieren.

2.3 Restlicht verstärken

Das Fotografieren bei Nacht setzt fast immer voraus, dass mit langen Belichtungszeiten gearbeitet wird. Wenn ich zum Beispiel die Milchstraße oder generell den Sternenhimmel fotografieren möchte, brauche ich eine längere Verschlusszeit, um genug Information auf dem Sensor der Kamera zu speichern. In diesem Fall darf die Belichtung aber auch nicht zu lange dauern, sonst verschwimmen die Sterne, da sie sich ja am Himmel bewegen. Eine Zeit von 15 Sekunden sollte – wenn möglich – nicht überschritten werden.

Genauso kann man beispielsweise ein beleuchtetes Gebäude mit langer Verschlusszeit korrekt belichten. 

Natürlich gibt es noch mehr Möglichkeiten, Langzeitbelichtungen einzusetzen. Der Kreativität sind also keine Grenzen gesetzt. 

Langzeitbelichtung der Milchstraße.

Bei diesem Bild habe ich eine Verschlusszeit von 15 Sekunden gewählt. Bei längeren Zeiten kann es passieren das die Sterne weiterziehen und somit unscharf wirken.

Tipp: Hab keine Angst vor dem ISO Wert! Bei solchen Bildern kannst du ruhig einen höheren Wert wählen. In diesem Fall habe ich ISO-3200 genutzt.







3. Was brauche ich dafür?

3.1 Zunächst einmal brauchst du auf jeden Fall ein Stativ. Gerade wenn du in einer sehr windigen Umgebung arbeitest, sollte das Stativ möglichst schwer und robust sein. Ansonsten kann es passieren, dass deine Kamera leicht wackelt und das Bild so verschwommen aussieht. Ich selber habe auf Reisen meist nur ein leichtes Carbon Stativ dabei. In windigen Situationen nutze ich einfach meinen Kamerarucksack als Gewicht und hänge ihn unten an das Stativ.


3.2 Wenn du tagsüber mit langen Belichtungszeiten arbeitest, wirst du schnell merken, dass du keine wirklich langen Zeiten erreichen kannst, weil die Bilder sonst viel zu hell werden. 

Hier kommen ND-Filter ins Spiel. ND steht für “Neutral Density", also Neutraldichte. Ein solcher Filter dunkelt das Bild gleichmäßig in einer bestimmten Stärke ab. So kannst du entweder mit einem einzelnen Filter oder mit der Kombination mehrerer Filter die Belichtungszeit drastisch verlängern. Ich empfehle solche Filter als Stecksystem zu kaufen. Du hast dann einen Adapter, der an verschieden große Objektive passt. In diesen Adapter werden Rechteckige Filter eingesetzt. Alternativ gibt es Schraubfilter. Sie haben den Nachteil, dass sie nur auf Objektive mit einem Durchmesser (z.B. 77mm) passen.


3.3 Da deine Kamera bei langen Belichtungszeiten sehr empfindlich auf Stöße und Vibrationen reagiert, solltest du sie bei einer Langzeitbelichtung möglichst nicht anfassen. Dafür gibt es verschiedene Fernauslöser. Diese können per Kabel an die Kamera angeschlossen werden. Alternativ kann man aber viele moderne Kameras auch bequem per Handy-App fernsteuern. Bei Sony zum Beispiel via der “Imaging Edge” App. Auch bei BULB Belichtungen kann man über einen solchen Fernauslöser sehen, wie lange man schon belichtet. 






4. Nützliche Helfer

Es gibt einige nützliche Apps, die dir das Leben deutlich erleichtern. Du hast Beispielsweise bei Blende 11 und einer Verschlusszeit von 1/60 Sekunde ein richtig belichtetes Bild, aber weißt nicht , mit welchem ND Filter du auf eine Zeit von zwei Minuten kommst? Anstatt diesen Filterwert mühsam zu errechnen, kannst du einfach eine App (für Android nutze ich "NDFilter") verwenden. Hier gibst du nur deine aktuelle Verschlusszeit an und den Filter, den du verwenden möchtest und schon gibt die App dir die korrekte Belichtungszeit.

“NDFilter”

So einfach lassen sich Belichtungszeiten errechnen!

Ich persönlich arbeite außerdem sehr gerne mit der Kamera Fernsteuerung via Handy. Ich habe so eine direkte Bildkontrolle, kann alle Werte übers Handy einstellen und sehe bei BULB Belichtungen immer, wie lange ich schon Belichte ohne aufs Kamera Display schauen zu müssen. 

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel weiterhelfen kann und dass du deine Fotos mit diesen Tipps weiter verbessern kannst. Und vergiss nicht: Alles ist erlaubt, also probier dich einfach aus. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ein Bild nicht so aussieht, wie du es erwartet hast.

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